Interview: Rebirth of the Rocky-Horror-Realschool-Show

 

 

Unser Medienexperte Wolfgang Furiosus Gallus (r.) lud zum Interview den berühmten Schulforscher Prof. Dr. Dr. Rainer Curiosus Wagner ein. Hier können die geneigten Kolleginnen und Kollegen in Auszügen aus dem Manuskript von Gallus nachlesen, wie die Spezialisten das nahende Ausklingen unserer Realschule beurteilen.

 

Gallus: In sechs Wochen läuft sie aus – nein, nicht die Tomatensoße in einer Kochshow von Alfons Schubeck, viel schlimmer: Eine der beliebtesten Bad Driburger Schulen,

die Friedrich-Wilhelm-Weber-Realschule, läuft aus. Der letzte Jahrgang wird im Juli entlassen und mit ihm die noch verbliebenen Lehrerinnen und Lehrer. Eine über 47 Jahre währende Schulära geht zu Ende, eine überaus erfolgreiche Zeit, was die überdurchschnittlich guten Abschlüsse der zahlreichen Schülergenerationen und die Erfolge an weiterführenden Schulen sowie die Nachhaltigkeit betrifft, sprich die Berufsabschlüsse und die Freude und Erfolge in den jeweiligen Berufen. Prof. Wagner, ein überaus profunder Kenner der Szene, selbst jahrelang Lehrer an Realschulen und nun in der Schulforschung aktiv, blickt optimistisch in die Zukunft.

Herr Prof. Wagner, Sie sagen der Realschule eine Renaissance voraus, nicht nur für NRW, sondern für ganz Deutschland. Wie kommen Sie zu dieser Einschätzung?

 

Wagner: Ich gehe ganz klar von einer Rebirth-of-the-Rocky-Horror-Realschool-Show“ aus. Schauen wir uns die jetzige Situation an: Bildungsbeflissene Schüler klopfen an viele Türen, da sie eine Bildungspanne erleben. Die Hauptschule bleibt ihnen ebenso verschlossen wie die Realschule. Die Gesamtschule sucht nach einem Konzept, das Gymnasium berät über G8 oder G9, anstatt die Lehrpläne zu entrümpeln. Unsere Schüler klopfen an eine mit Spinnengewebe behangene Tür. Sie hören den Lehrerchor klagend singen: „Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei!“

 

Gallus: Und genau da setzt Ihr Bestseller an: „The Rebirth of the Rocky-Horror-Realschool-Show“?

 

Wagner: Yes of course. In meiner Zeit als aktiver Lehrer unterrichtete ich die Fächer Erdkunde, Sozialwissenschaften und Sport. An der Realschule Bad Driburg lernte ich hervorragende Kolleginnen und Kollegen kennen, Persönlichkeiten aus der goldenen Ära der Realschule. Diese arbeiteten fachlich akribisch vorbereitet und mit pädagogischem Fingerspitzengefühl. Im Unterricht wurde nicht auf Events hin gearbeitet. Schülerinnen und Schülern wurde durch Erfolge das Rückgrat gestärkt. Bei Misserfolgen erhielten sie Hilfestellungen, die heute gern als individuelle Förderung verkauft werden.

 

Gallus: Sie bleiben dem Begriff Realschule treu?

 

Wagner: Ich nenne sie Realschule Plus. Sie wird schneller wieder eingeführt werden und akzeptiert sein, als manche Kritiker glauben.

 

Gallus: Warum hat Ihr Werk einen englischen Titel? Ich denke daran, dass in der Öffentlichkeit schon unsere eigene Sprache nicht beherrscht wird. Der Titel ist auch missverständlich.

 

Wagner: Nun, ich musste Aufmerksamkeit erzeugen. Der Titel ist satirisch-ironisch sozusagen. Man muss den Horror von heute aus denken und sich an die Glanzzeiten der Realschule erinnern. Der Titel zeigt das Heute, der Inhalt das Bewährte und das ist wieder das Neue! Ich sehe die Chance, dass die nachwachsenden Generationen so gebildet werden, dass die Wahl eines Mannes zum Präsidenten nicht mehr möglich wäre, der sich so benimmt wie ein Trapper im wilden Westen.

 

Gallus: Herr Professor, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Af