Kl. 10: Günter Nuth Vom eingeklemmten Hamster bis zum Großbrand

 

 

„Schule ist ätzend!“ Das sagt Günter Nuth, ohne Rücksicht auf die empfindsamen Gemüter der vier KollegInnen Anna-Lena Henke, Christiane Neumann, Christoph Schwubbe und Elisabeth Affani zu nehmen. Philipp, Michaela, Sebastian und die übrigen fast 100 SchülerInnen hören es gern. Es sei ihm verziehen, denn er kommt aus dem Rheinischen, aus Meerbusch, und hat erstaunlicherweise viele Schulen besucht. Nach dem Realschulabschluss macht er eine Ausbildung zum Elektriker, geht dann zur Feuerwehr, lernt „nebenbei“ zwei Fremdsprachen, studiert Baubiologie und wird Fachberater für Psychotraumatologie. Er nimmt Schauspielunterricht und befasst sich in Workshops mit der Kunst des Schreibens. Als seine jugendlichen Zuhörer sich nur noch wundern, erklärt er ihnen: „Lernen, und zwar freiwillig, kann Spaß machen.“

Seine zahlreichen Aktivitäten lassen sich von dem ernsten Hintergrund seines Berufes nicht trennen. Als Feuerwehrmann mit einem Bereitschaftsdienst von abwechselnd vierundfünfzig Stunden und zwei freien Tagen muss er auch mit Extrembelastungen umgehen lernen. Er schildert den Realschülern, unter denen vor allem einige Mitglieder der Bad Driburger Jugendfeuerwehr gebannt lauschen, welche Bedeutung das Lindenblatt in der Siegfried-Symbolik für ihn hat. Einerseits muss ein Retter in Extremsituationen einen Schutzschild aufbauen können, doch andererseits hat jeder seine verwundbare Stelle, eine „Durchlassmembran“, so dass auch er manchmal einen Helfer, einen Supervisor, benötigt.

 

 

Bevor es für die Zehntklässler und die begleitenden Lehrer zu ernst wird, beschreibt Günter Nuth als „Oberbrandstifter“ einige skurrile Einsätze, etwa die Rettung eines eingeklemmten Hamsters, einer Katze hinter der Schrankwand oder eines ausgebüxten Warans.

Es folgt feinstes Kabarett. Günter Nuths sprachliche Vorbilder sind Reinhard Mey und Heinz Erhardt. Dementsprechend nachdenklich und komisch gestaltet er, mit einem zwinkernden Blick auf die Jungen, zwei Sequenzen über das Liebesleben der Seepferdchen und der Glühwürmchen.

Auf die Frage der Schüler, ob er ihnen empfehlen würde, ihr Leben so zu gestalten wie er, antwortet er: „Bloß nicht!“ und empfiehlt ihnen abschließend als guter Pädagoge, sie sollten sie selbst sein, Verantwortung für sich übernehmen und Selbstbewusstsein spüren. Sie seien nicht auf der Welt, um die Erwartungen anderer zu erfüllen. Auch das müsse man lernen.

 

Af