Kl. 8 / 9: Schulinterner Berufemarkt

 

 

Unsere Realschule und die benachbarte Caspar-Heinrich-Schule veranstalteten erneut den bereits im letzten Jahr

erfolgreich durchgeführten schulinternen Berufemarkt in der Großturnhalle. Fast zwanzig heimische Firmen bauten

ihren Informationsstand auf und entsandten Mitarbeiter, die den Acht- und Neuntklässlern geduldig Fragen zu

ihrem Berufsfeld und dem Berufsalltag beantworteten. Unsere Rektorin Verena Speer-Ramlow moderierte die Eröffnung.

 

 

Die Rektorin der Caspar-Heinrich-Schule Petra Aubke begrüßte die Ehrengäste und bedankte sich

bei allen Teilnehmern und den Organisatoren des Berufemarktes für ihr Engagement.

 

 

Bürgermeister Burkhard Deppe überbrachte persönlich die Grußworte für die Stadt Bad Driburg.

 

 

 

Unser Kooperationspartner Martin Knorrenschild, frisch gebackener Kreishandwerksmeister,

übernahm dankenswerterweise die Schirmherrschaft für die Veranstaltung.

Für unseren Hausmeister Ludwig Bröker sowie die BO-Lehrer Rainer Wagner und Thomas Riedel bedeutet

ein Projekt wie der Berufemarkt eine zusätzliche Verantwortung und viel Arbeit. Auch bei ihnen müssen wir uns bedanken.

 

 

Die Schülerinnen und Schüler stürzten sich – dem Girls- oder Boysday zum Trotz – auf die üblichen Berufe. Teilweise waren sie dem Rat der BO-Lehrer nicht gefolgt und verbrachten einen großen Teil ihrer kostbaren Zeit mit ... Warten! Während sich vor einigen Ständen lange Schlangen bildeten, warteten manche Firmeninhaber vergeblich auf neugierige Frager.

 

 

Auch für die Ausbildung bei der Sparkasse ist der Fachoberschulabschluss in der Regel eine Voraussetzung. Von unserem Kooperationspartner Vereinigte Volksbank, vertreten u.a. durch Thomas Göke, hätten die Mädchen erfahren können, dass auch eine gute Note im Fach Mathematik vorteilhaft wäre. Die Jungen, allen voran der medizinbegeisterte Leon, ließen sich über die Ausbildung bei der Integ informieren.

 

 

 

Immer wieder beklagt „die Wirtschaft“, dass ihr in der Zukunft die Fachkräfte fehlen. Deshalb ist solch ein Projekt wie dieser Berufemarkt für die heimischen Unternehmen ebenso wichtig wie für unsere Acht- und Neuntklässler. Unabhängig von unserem Betriebspraktikum für die 9. Klassen sollten alle Schüler so früh wie möglich in die Betriebe und das Berufsleben hineinschnuppern. Von den rund 350 Berufen sind Studien zufolge nur etwa 70 bei den Jugendlichen bekannt. Sie interessieren sich in der Regel für die Berufe, die sie bereits kennen. Daher ist eine Veranstaltung wie dieser Berufemarkt auch dazu da, das Interesse an den nicht so bekannten Berufen zu wecken. Unsere Schüler danken es ihnen.

 

 

Ein interessanter Blick in die Geschichte:

 

Ausbildung in der DDR

 

Ich erinnere mich an eine der letzten Klassenfahrten vor der „Wende“ mit einer 10. Klasse nach Berlin. Die Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR, genannt Demarkationslinie oder Zonengrenze, war noch nicht offen. Nach der Kontrolle durch bundesdeutsche Grenzer in Helmstedt und durch DDR-Grenzer auf der anderen Seite in Marienborn musste unser Bus auf der Autobahn bleiben und durfte nur an einem genehmigten Rastplatz halten. In Drewitz erfolgte dann eine weitere DDR-Kontrolle und auf der anderen Seite der Berliner Stadtgrenze, in Dreilinden, ebenso die durch westdeutsche Grenzer und Alliierte am sogenannten Checkpoint Bravo.

Wenn man nicht einzeln und zu Fuß über den Bahnhof Friedrichstraße nach Ostberlin gehen wollte, brauchte man nicht 25 Deutsche Mark gegen die DDR-Währung zwangsumtauschen und sah auch etwas mehr von Ostberlin. Doch musste im Bus ein DDR-Reisebegleiter die Reiseführung übernehmen.

Eine sich streng gebende Reisebegleiterin stieg also am Grenzübergang in unseren Bus und begann über die Gebäude links und rechts an der Straße zu berichten. Als wir an einem Schulgebäude vorbeifuhren und die Frau das Bildungssystem der DDR gelobt hatte, sagte sie: „In der DDR gibt es keine Jugendarbeitslosigkeit.“

Unsere Schüler staunten. Vor 1990 gab es in der Bundesrepublik nicht für jeden die gewünschte Lehrstelle. Etliche Jugendliche drehten eine Extrarunde an einer Fachoberschule, obwohl sie gar nicht weiter zur Schule gehen wollten, weil sie keinen Ausbildungsplatz in dem Berufsfeld gefunden hatten, für das sie sich interessierten.

 

Warum gab es in der DDR keine arbeitslosen Jugendlichen?

Jeder Schulabgänger hatte die Pflicht zur Berufsausbildung und zum Besuch einer Berufsschule. So bestimmte es die Verfassung der DDR. Dies galt auch praktisch für über 90 Prozent der Schulabgänger. Es gab 305 Grundberufe, 309 Facharbeiterberufe und rund sechshundert Spezialberufe.

Alle Schüler durchliefen die zehnjährige polytechnische Schulbildung. Die anschließende Ausbildung wurde hauptsächlich von den staatlichen Betrieben in betriebseigenen Berufsschulen übernommen, die die Besetzung von Lehrstellen regelten.

Alle schulentlassenen Schüler erhielten eine Lehrstelle. Aber oft konnten sie nicht den gewünschten Beruf ergreifen. Wenn es zu viele Mädchen gab, die Kosmetikerin oder Friseurin werden wollten, zwang man sie, in einen ungeliebten Beruf zu gehen, also etwa Maschinistin oder Bekleidungsfacharbeiterin zu werden. Wenn es zu viele Jungen gab, die Kfz- oder Feinmechaniker werden wollten, bot man ihnen den Beruf des Rinderzüchters oder Betonbauers an. Offiziell bestand Gleichberechtigung zwischen Mädchen und Jungen.

Die Betriebe waren verpflichtet, für die Lehrlinge zu sorgen. Vor allem sollte ihre Ausbildung so breit sein, dass sie auch in anderen Bereichen eingesetzt werden konnten, falls dort Mangel herrschte. Es gab bis 1960 etwa 1000 Ausbildungsberufe.

 

Entsprechend kompliziert wurde die Ausbildung in speziellen Berufen. Angestrebt wurde eine Ausbildung, in der die Lehrlinge zwei Jahre lang in ihrem Grundberuf und ein weiteres Jahr zu spezialisierten Facharbeitern ausgebildet wurden. Grundberufe waren z.B. der Facharbeiter für Datenverarbeitung, der Facharbeiter für Betriebsmess-, Steuerungs- und Regelungstechnik, der Instandhaltungsmechaniker, der Facharbeiter für automatisierte Produktionssysteme oder der Facharbeiter für die chemische Industrie.

 

Aber die Jugendlichen waren nicht immer bereit, sich staatlich lenken zu lassen. Viele wollten sich weiter qualifizieren, die Erweiterte Oberschule besuchen und Fachabitur oder Abitur machen. Für den DDR-Staat spielte das Interesse der Jugendlichen keine Rolle, ihm ging es um die optimale Ausstattung aller Wirtschaftsbereiche mit gut ausgebildeten Fachkräften. Entscheidend waren die Erfordernisse der Produktion. Wenn der Staat Textilreiniger, Friseure, Schornsteinfeger oder Elektronikfacharbeiter brauchte, hatte er dafür zu sorgen. Es hatte keine beliebten oder unbeliebten Berufe zu geben, sondern nur für die Volkswirtschaft notwendige. Jede Arbeit war nützlich und sollte von der Gesellschaft entsprechend geachtet werden.

Wenn ein Jugendlicher sich trotz aller Bemühungen in seinem Ausbildungsberuf nicht qualifizieren konnte, wurde er dennoch nicht entlassen, sondern dort eingesetzt, wo er keinen Schaden anrichtete. Entlassungen gab es offiziell nicht.

Af